Problemlösen (Rabenstein)

Rafael Rabenstein

rafael@rabenstein.net

Mangelnde Problemlösefertigkeiten kommen bei einer Vielzahl an psychischen Störungen vor, vor allem Störungen der Exekutivfunktionen wie bei Psychosen, ADHS und in depressive Phasen. Diese Intervention kann in der Gruppe oder im Einzel eingebracht werden. Der Vorteil an einer Gruppe ist die Lösungskompetenz der Gruppenteilnehmer. Eine Verbesserung der Problemlösekompetenz hat auch Einfluss auf die Selbstwirksamkeit.  D’Zurilla & Goldfried beschreiben die 7 Schritte des Problemlösens bereits 1971 (siehe Abbildung 31: Problemlöseprozess), allerdings gibt es auch Problemlöseschemata mit 6 Schritten (siehe Abbildung 32: Probölemlöseschema in 6 Schritten).

Abbildung 31: Problemlöseprozess

Zur Evidenz von Problemlösen finden sich zahlreiche Studien, wie zum Beispiel die Metanalysen von Cuijpers et al 2008 und Holloway et al. 2015.

Es gibt 7 Prinzipien des Problemlösens, Probleme sind natürlich, denke nach bevor du zur Lösung schreitest, die meisten Probleme können gelöst werden, übernehme Verantwortung für deine Probleme, überlege was du ändern kannst und was nicht, (Lösungs-)Verhalten muss sozial und gesetzeskonform sein und Lösungen sollten möglich und von dir selbst umsetzbar sein.

Problemlösen kann sowohl im Rahmen der Einzeltherapie auch als Problemlösegruppe angeboten werden. In Gruppen besteht der Vorteil eine Vielzahl an Lösungskompetenzen der Teilnehmer zur Verfügung zu haben. Anbei die 7 Schritte des Problemlösens im Überblick und im Detail:

7 Schritte des Problemlösens:

  1. Probleme identifizieren und erkennen
  2. Problemdefinition, Zieldefinition
  3. Entwicklung von Lösungsmöglichkeiten
  4. Bewertung von Lösungsmöglichkeiten
  5. Auswahl der besten Lösungsmöglichkeit
  6. Planung und Durchführung
  7. Bewertung der Lösungsversuche
  1. Probleme identifizieren und erkennen

In diesem Schritt geht es primär darum das Erkennen und Bennen von Problemen zu verbessern. Dabei soll unterstützt werden belastende Gefühle und Gedanken wahrzunehmen und zu benennen.  Ebenso soll achtsam das eigene Verhalten reflektiert und beobachtet werden. Unterstützend können hier Selbstbeobachtungsinstrumente wie Gefühlsprotokolle oder Verhaltensanalysen eingesetzt werden.

  • Tipps für das Durchführen einer Problemlösegruppe: Zu Beginn kann gesammelt werden wer eine schwierige, belastende Situation gehabt hat und durch nachfragen und Präzessieren Gefühle und Gedanken identifiziert werden und geklärt werden ob diese in einem Problemlöseprozess bearbeitet werden können
  • Problemdefinition, Zieldefinition

Ist ein Problem erkannt, geht es um eine möglichst präzise Formulierung des Problems und des Zielzustandes. Zuerst muss geklärt werden ob die Lösung des Problems im eigenen Ermessen liegt, mit eigenen Mittel gelöst werden kann.  Weiters ist es ein Problem, das mit dem Prozess des Problemlösens gelöst werden kann. Ist ein Problem umfangreich muss dieses in Teilaspekte und Zwischenziele geteilt werden. 

  • Tipps für das Durchführen einer Problemlösegruppe: Dieser Schritt dauert manchmal länger, oft werden Probleme genannt, die eher mit Akzeptanzstrategien zu begegnen sind, also nicht änderbar. Weiters dauert es oft länger, um die Probleme präzise zu formulieren und auch Ziele konkret zu erarbeiten
  • Entwicklung von Lösungsmöglichkeiten

In diesem Schritt geht es um das Sammeln von möglichst vielen Lösungsideen, auch ungewöhnliche haben hier Platz. Im Sinne eines Brainstormings sollen diese Lösungsalternativen einfach gesammelt werden.  Ebenso kann nach ähnlichen Situationen aus der Vergangenheit gefragt werden und was damals probiert wurde.

  • Tipps für das Durchführen einer Problemlösegruppe: Hier kann eine Gruppe eine besonders wertvolle Ressource sein. Gruppenmitglieder sollen eigene Lösungsideen nennen, sofern vom Betroffenen gewünscht
  • Bewertung von Lösungsmöglichkeiten

Ist eine Liste mit Lösungsalternativen erarbeitet soll jede Lösungsstrategie einzeln bewertet werden, Besonders wichtig dabei, führt sie zum gewünschten Zielzustand, ist sie realistisch durchführbar, liegt es im Ermessen des Betroffenen diese Lösungsstrategie anzuwenden. Es hat sich bewährt die Lösungsstrategien mit ++, +, +/-, -, — zu bewerten.

  • Tipps für das Durchführen einer Problemlösegruppe: auch hier bietet es sich an die Gruppenmitglieder einzubinden und als Ressource zu nutzen
  • Auswahl der besten Lösungsmöglichkeit

Jetzt soll die beste Lösungsalternative ausgewählt werden, also jene mit dem größten Kosten/Nutzen verspricht. Es kann ebenso Sinn machen die Lösungsalternativen zu reihen, je nach Bewertung

  • Tipps für das Durchführen einer Problemlösegruppe: Die Gruppe kann hier auch unterstützend sein
  • Planung und Durchführung

Jetzt geht es um die konkrete Planung. Schwierigkeiten und Hindernisse sollen besprochen werden. Es kann durchwegs Sinn machen die Planung schriftlich fest zu halten.

  • Tipps für das Durchführen einer Problemlösegruppe: Die Gruppe kann hier auch unterstützend sein und auch bei Problemen mit der Planung unterstützen
  • Bewertung der Lösungsversuche

Ist die Lösungsalternative angewandt worden geht es um die Evaluierung des Lösungsversuches. Wurde das Ziel erreicht soll der Erfolg verstärkt werden, auch können Strategien zur Selbstverstärkung erarbeitet werden. Ist der Versuch nicht erfolgreich gewesen kann die nächste Lösungsalternative geplant werden. Oder es zeigt sich das die Problemdefinition nicht genau genug war, oder eine gänzlich andere Problemdefinition nötig ist.

  • Tipps für das Durchführen einer Problemlösegruppe: Die Gruppe kann eine wichtige Quelle von Feedback sein. Auch kann bei der Suche von Schwierigkeiten unterstützt werden.

Abbildung 32: Probölemlöseschema in 6 Schritten

Literatur:

Bell, A C; D’Zurilla, T J (2009). Problem-solving therapy for depression: a meta-analysis. Clinical psychology review. Vol: 29, Issue: 4, Page: 348-53

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Cuijpers, P., van Straten, A., Andersson, G., & van Oppen, P. (2008). Psychotherapy for depression in adults: A meta-analysis of comparative outcome studies. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 76(6), 909–922.

D’Zurilla, T. J., & Goldfried, M. R. (1971). Problem solving and behavior modification. Journal of Abnormal Psychology, 78(1), 107–126.

Dugas, M.J., Letarte, H., Rhéaume, J. et al. (1995) Worry and problem solving: Evidence of a specific relationship. Cogn Ther Res 19, 109–120.

Edith E. Holloway, Jing Xie, Bonnie A. Sturrock, Ecosse L. Lamoureux, Gwyneth Rees. (2015). Do problem-solving interventions improve psychosocial outcomes in vision impaired adults: A systematic review and meta-analysis. Patient Education and Counseling. Volume 98, Issue 5. Pages 553-564.

Heppner, P. P. (1978). A review of the problem-solving literature and its relationship to the counseling process. Journal of Counseling Psychology, 25(5), 366–375

Kazdin, A. E. (2003). Problem-solving skills training and parent management training for conduct disorder. In A. E. Kazdin & J. R. Weisz (Eds.), Evidence-based psychotherapies for children and adolescents (p. 241–262). The Guilford Press.

Landry, S. H., Smith, K. E., & Swank, P. R. (2006). Responsive parenting: Establishing early foundations for social, communication, and independent problem-solving skills. Developmental Psychology, 42(4), 627–642

Malouff, John M; Thorsteinsson, Einar B; Schutte, Nicola S (2007). The efficacy of problem solving therapy in reducing mental and physical health problems: A meta-analysis. Clinical psychology review. Vol: 27, Issue: 1, Page: 46-57

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